‘Buddhas Diät’: Erste Erfahrungen mit Dan Zigmund’s Buch

Als ich vor über einem Monat las, dass Dan Zigmund ein Buch mit dem Titel ‚Buddhas Diät‘ geschrieben hat, bestellte ich es sofort. Noch bevor das Buch eintraf, ging ich ein Experiment an, dass sich in fünf Worten beschreiben lässt.

‚Nach dem Mittagessen nur Wasser.’

Ich schreibe diesen Betrag nicht, um irgendjemanden dazu zu bewegen, ‚Buddha’s Diät‘ zu folgen. Vielmehr geht es mir darum, aus unserem Leben mit Achtsamkeitspraxis und Einsichtsmeditation zu teilen.

Seit fünf Wochen in dem Experiment, bin ich erstaunt, wie leicht es mir mit dieser Verhaltensumstellung geht. Wie kann es sein, dass ich nicht einen Tag einem Hungergefühl habe wiederstehen müssen? Und warum erfahre ich keinen großen Hunger beim Aufwachen?

Lass mich von den Wirkungen berichten. Was hat mir diese Veränderung in meinem Essrhythmus bis jetzt gebracht?

Ich schlafe besser. Ich wusste schon länger, dass ich mit einem leeren Magen ruhiger schlafe. Jetzt merke ich, dass mein Schlaf ‚freier’ geworden ist. Ich lege mich hin, entspanne und lasse los in den Schlaf. So einfach. Oder ich merke, dass ich eigentlich noch keinen Schlaf brauche und setze mich auf mein Kissen oder an die Arbeit.

Ich wache fast jede Morgen ausgeruht auf. Häufig sehr früh. Viel öfter als die letzte Zeit üblich war, setze ich mich dann auf mein Kissen und genieße das Verweilen in einem projektlosen Geist. Manchmal füllt sich mein Geist auch und ich verweile in der Betrachtung der Gedanken, Pläne, Erinnerungen, den Gefühlen oder Stimmungen die aufkommen und wieder vergehen.

Es ist herrlich, schon am Nachmittag das Gefühl zu haben, dass der Magen frei ist. Es bringt Entspannung in den Tag zu wissen, dass der Körper Nachmittag und Abend nichts Neues mehr verdauen muss. Am Abend kommt so angenehm viel Zeit frei. Nicht kochen, nicht eindecken, nicht essen, nicht aufräumen.

Ich geniesse das Frühstück und das Mittagsmahl noch viel mehr als vorher. Ich lasse mir die Freiheit, zwischen meinen zwei Mahlzeiten zu essen, was immer ich möchte. Habe aber komischerweise kaum noch Lust auf vieles, was ich vorher so genascht habe. Außer Gebäck, nehme ich kaum noch Süßes zu mir. Schokolade ist fast ganz von meinem Menü verschwunden und schmeckt mir erstaunlicherweise auch nicht mehr so gut. Manchmal spüre ich sogar Abneigung gegenüber diesem langjährigen Genussmittel.

Direkt vor oder nach meinen Mahlzeiten esse ich nach Lust und Laune Trockenfrüchte, Nüsse und auch Kekse. Auch versuche ich nicht, ‚gesünder‘ zu essen, als meine ‚Neigungen‘ oder Gewohnheiten es mir vorgeben. Nur der Zeitrahmen meines Essens ist eingeschränkt.

Da ich jetzt weiss, dass ich mit diesen zwei Mahlzeiten alles zu mir nehmen muss, was ich für den Tag brauche, bin ich auf ganz natürliche Weise noch selektiver geworden in dem was ich esse. Ich brauche schon mein Gemüse, und geniesse lieber frische Gemüse von Demeter- oder Biolandanbau, als Nahrung mit einer unbestimmten Herkunft.

Auch ist mir aufgefallen, dass ich in diesen fünf Wochen häufiger als normal früh schlafen gegangen bin. Erfüllt, frei, um mich der Entspannung der Nachtruhe hingeben zu können.

Da ich nicht die Neigung spüre, mich in meinen zwei Mahlzeiten zu überessen, nehme ich ab an Körpergewicht. Kati hat schon ein paar mal gefragt, ob ich mich nicht einmal wiegen möchte. Sie meint, ich bin ‚heller‘, ‚feiner‘ und schlanker geworden. Ich bemerke es ebenfalls. An meinen Hosen. Ich möchte mein Esszeitfenster-Experiment nicht mit einem AbnehmProjekt belasten. Also nicht auf die Waage.

Übrigens ist ‚nur Wasser‘ nichts neues für mich. Kaffee und Tee sehe ich schon sehr lange als dunkel- und hellbraun verschmutztes Trinkwasser. Kräutertee erfahre ich als Medizin und nicht als Nahrungsmittel, sehr selten als Genussmittel. Ich bevorzuge schon seit Jahrzehnten das Essen von Obst als das Trinken von FruchtSäften. Im Jahr 2000 habe ich Alkohol hinter mir gelassen. Das süß-sauere Industriewasser war mir schon als Jugendlicher ein Grusel. Also ist klares Trinkwasser schon lange mein Leibtrank. Ungern kalt, lieber dampfend heiß. ‚Tee ohne Tee‘ nennen wir es, wenn wir es außer Haus bestellen.

Täglich so eine lange Zeit nichts essen, hatte ich mir schwieriger vorgestellt. Nicht mitmachen, wenn andere abends essen oder naschen kann ich so unauffällig, dass es eigentlich für niemanden ein Thema ist. Mein Sohn Aurelius war fünf Tage hier und wir haben natürlich jeden Abend gemeinsam am Tisch gesessen und gegessen. Ich habe mich keinen Moment ‚getrennt‘ gefühlt mit meinem Glas Wasser am Tisch.

An einem Abend jedoch machte ich eine Ausnahme. Mit zwei Freunden haben wir mit den Eltern unseres verstorbenen Freundes Patrick einen Abend im Restaurant verbracht. Ich wollte mein Experiment dort nicht zum Thema machen und habe bescheiden mitgegessen. Hat geschmeckt, war Morgens etwas voll im Bauch und hat mich am nächsten Tag nicht davon abgehalten, weiter zu machen. Also sind Ausnahmen möglich.

Was mir auch aufgefallen ist, ist, dass ich diesen Monat öfter als normal sehr intensive Nächte erlebt habe. Gedanken- und Bilderstürme, Neugierde und Begeisterung über irgendetwas, dass ich gerade entdecke. Ich kenne diese Geisteszustände aus unseren Meditationsretreats und erfahre sie jetzt als als ein Geschenk, als einen Beweis, dass ich bewusster lebe.

Ab meinem Mittagessen bin ich frei von Essen und Genusstrinken. Die Antwort auf alle Impulse etwas in meinen Mund/Magen zu nehmen, ist „Danke, wenn überhaupt dann Wasser.“ Dies befreit mich auch von ganz vielen für meine Gesundheit nicht hilfreichen Nahrungsmitteln. (Was ich bis dato nach dem Abendessen aß, war selten hilfreich für meine Gesundheit.)

Ich kann mir gut vorstellen, diese ‚Esskultur‘ beizubehalten. Buddha und seine Schüler haben ab 12:00 nichts mehr gegessen. Sie waren vorher frei zu essen, was immer sie in ihre Bettelschalen bekamen. Ich rücke mit diesem Experiment also etwas näher an Buddha und seine direkten Schüler.

Wenn die Gesundheit es fordert, darf im Buddhismus immer von diesen und anderen Regeln abgewichen werden. So kann ich mir z.B. kaum vorstellen, dass dies eine passende Regel für meine Frau Kati und andere ‚luftige Menschen‘ wäre. Die Elfen brauchen jede paar Stunden etwas zu essen, um im Leben hier zu bleiben.

Dan Zigmund’s Buch ‚Buddha’s Diät‘ legt übrigens den Nachdruck auf Gewichtsverlust. Es ist gut informiert, sorgfältig und angenehm zu lesen, aber auch unverkennbar ein ‚Marketing-orientiertes-Produkt’. Ein Fall von ‚Amerikanischer Lebenshilfe‘. Schritt für Schritt werden wir von den ganzen Tag essen zu einem Esszeitfenster von 9 Stunden geführt. Wenn das Wunschgewicht erlangt ist, wird das Esszeitfenster wenn nötig auf zehn Stunden erweitert.

Dan Zigmund ist Zen-Priester und ‚Direktor of Analytics‘ bei Facebook. Ich interessiere mich neben dem Buddhadharma sehr für die Bücher und Vorträge von Strategen bei Facebook, Google, Amazon und anderen modernen Technologie Unternehmen, weil diese Menschen unsere ‚Welt von morgen‘ gestalten. Gerne eine Welt, wo wir freier und gesünder sind, weil wir wacher und bewußter leben und lieber nicht eine Welt, in der Technologie die Folgen unserer Verblendung, unseres Hass und unserer Gier kompensiert.

Weiterlesen Teil 2, und Teil 3.

Ein Gedanke zu „‘Buddhas Diät’: Erste Erfahrungen mit Dan Zigmund’s Buch

  1. Hallo,
    ich hab grad alle Teile gelesen und finde das sehr interessant. Interessiere mich schon seit längerem dafür was mit dem Buddhismus zu tun hat. Vielleicht probiere ich das auch mal aus.

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