Das Bewusstsein das Träume da sind, taucht auf im Aufwachen. In einigen Augenblicken wird mir klar, dass die Träume gerade nicht besonders bedeutungsvoll sind, eher ein diffuses Rumschweifen, ein Rauschen in meinem Unterbewusstsein. Ich lasse den Bilderstrom los, lenke die Aufmerksamkeit auf Atmung und das Spüren von das Körper.
Ich spüre einen Druck auf der Brust, auf dem Herz. Bei genauerer Betrachtung eher ein Summen. Fast ob steckt ein Stäbchen in einer Flüssigkeit und von dort ausdehnend vibriert alles mit. Bei genauerer Betrachtung ist es eher ein Flackern des Bewusstsein. Wie eine Kerze im Wind.
Ab und zu im Hintergrund ein vereinzelter Gedanke. Manchmal ein Benennen, manchmal eine Erinnerung. Die feinste Bewegung meines Bewusstseins Richtung diesem Denken könnte das Spüren verwischen.
Ich bin zu spät eingeschlafen. Aufgewühlt vom späten Denken, Begeisterung im Lesen und dann im Bett ein starker Strom an Projektionen in die Zukunft. Ideen, Möglichkeiten. Ich weiß aber, dass ich beim Spüren bleiben muss. Sonst verwischen die Empfindungen, verliere ich den Kontakt zu dem was jetzt wirklich da ist. Ich nehme auch das Benennen bewusst wahr, nehme wahr welche Erinnerungen vom Strom an Empfindungen angestoßen werden. Erkenne meine Denkmuster, Gewohnheiten, Prägungen und bin mir bewusst was JETZT zu machen ist, was jetzt ansteht.
Während ich unberührt verweile bei den Empfindungen entfaltet sich langsam Aufwachen. Kribbeln an verschiedenen Stellen von das Körper. Plötzlich ein Pieksen: stark, tief aber nicht so stark, dass ich mich zu Bewegung gedrängt fühle. Tiefes Pieksen in den Füßen, bei genauerer Betrachtung feiner auch in den Händen. Ohne alle Meridiane genau zu kennen weiß ich, Meridian-Endpunkte. Während ich bewegungslos liegen bleibe, wird ein Kribbeln und Pieksen in verschiedenste Stellen meines Körpers wahrnehmbar. Rechts unten im Brustraum meldet sich meine Leber – ausstrahlend nach unten. Auch dort ein Druck. ‘Es ist nicht gut zu spät und aufgewühlt einzuschlafen. Die Preis ist Spannung im Körper, der sich nicht so einfach entspannen lässt.’ Die Verdauung kommt in Gang. Feine Empfindungen im ganzen Verdauungstrakt, Magen, Dünndarm, Dickdarm, Nieren, Blase, Prostata. Und dann, ein inneres Schieben, Druck, der Andrang mich zu entleeren. Jetzt nicht direkt aufspringen – dann würde sich alles verwischen. Erst das ganze Körper spüren, erinnern, die Aufmerksamkeit verankern und dann wissensklar, klar bewusst in die Handlung. Die Schritte Richtung Bad.
Kati steht im Badezimmer an der weit geöffneten Balkontür. Augen geschlossen übt sie Qi Gong. Ganz wichtig für uns….wir nennen dies Arbeiten. So schützen wir unsere persönliche Praxis gegen eventuellen Arbeitsdruck der von den immer anstehenden Bürodingen ausgeht. Ohne ein Wort, ohne ein Hauch Kommunikation geht jeder sein Weg. Ich entleere mich, hellwach, völlig gegenwärtig und gehe schnell aber ohne Hast zurück zu mein Zimmer. Schließe die Zimmertür und das Fenster, um nicht gestört zu werden. Jetzt schreiben was war.
Wenn Kati zur Tür hineinschaut, schütze ich mit einem kurzen Zeichen mein Schreiben. Beide tun wir das so, wenn es dran ist. Raum für jeden von uns, um mit dem was sich gerade bewegt, völlig da sein zu können. Jetzt: Die letzte Zeilen schreiben, damit ich den Text loslassen kann. Damit ich völlig gegenwärtig in die nächsten Handlungen gehen kann: Beziehung, Frühstück, die Projekten die heute anstehen. Ich bin da.