Achtsamkeit mit Kindern, eine Alltagspraxis

Ich wache auf und finde mich am äußersten Rand von meinem breiten Bett. Mein Sohn Aurelius liegt an mich angedrängt im Tiefschlaf. Ich kann entscheiden zwischen ‘mögen’, mein Sohn, der sich an mich ranschmiegt, oder ‘nicht mögen’, an den Rand des Bettes gedrängt zu sein.  Weiterlesen

Sitzen (Technik)

Immer wieder setze ich mich hin und verweile im Sitzen. Zuerst richte ich meine Aufmerksamkeit auf meine Körperposition. Achte darauf, dass die Unterlage gut flach gezogen ist, dass das Kissen mittig zwischen meinen Fußgelenken liegt und nirgendwo auf meine Füße drückt. Ich achte darauf, dass die Zehen entspannt lang auf dem Boden liegen und dass ich in der Mitte zwischen links und rechts sitze. Weiterlesen

Die russische Glühbirne: Einführung in Nachhaltigkeit

Kati’s Vater hat 1986 seine heutige Wohnung bezogen. Im Flur hing eine russische Glühbirne. Zufrieden über das Licht, hat er die Birne nie ersetzt. Bis es vor kurzem, dreißig Jahre später, kaputt ging. Nach mehr als 30 Jahren täglichen Gebrauchs! Mit den bei uns üblichen 1000 Brennstunden pro Lampe hätte er 15 Lampen kaufen müssen. Was ist Nachhaltigkeit? Wieviel Energie-effizienter müssen diese 15 Sparlampen sein, um die extra Produktionskosten zu rechtfertigen?

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Opa: Das Schlimmste ist die Einsamkeit

Als wir hörten, dass es auf einmal viel schlechter geht mit Opa, sind wir am nächsten Tag nach Cottbus gefahren um ihn zu besuchen. Dankbar, dass unser Leben solche impulsiven Programmänderungen erlaubt. Dankbar, dass das Auto mit Airco ausgestattet ist. In Vorfreude auf die Familie verbrachten wir einen Tag mit Reisen.

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Der Mann ist Gott

Ich gehe raus um im Park zu sitzen, zu lesen. Beim Spielplatz ist eine Dame laut und aufgeregt ihren Frust am Abladen bei zwei Freundinnen. Sie redet zwar türkisch, eine Sprache die ich nicht verstehe, ihre Aufregung ist aber so eindringlich, dass ihre Stimme die acht Bänkchen um den Sandkasten in einem Sauer-Bitterbad taucht. Ein kurzer Blick weckt nicht den Eindruck, dass es schnell vorbei sein wird.

Ich weiche aus Richtung Brunnen. Schaue nach Sonne und Schatten und wie die Sonne drehen wird. Es bleiben drei Bänkchen. Eine davon ist besetzt von zwei ruhigen Männern mit Bierflaschen. Zwei freie Bänkchen neben der Mülltonne. Beim Annähern öffne ich meine Nase und schnüffle. Die Tonne riecht. Ich setze mich an der Luvseite der Tonne, zwischen Tonne und Trinkbruder.

Schließe meine Augen, die starke Sonne gefiltert durch ein dickes Blätterdach. Der Brunnen plätschert, die wechselnde Töne von spielenden Kindern, das freundliche Gerede der Männer neben mir. Sie mögen sich. Ein sanftes Brieschen streichelt meine Haut mit lau-kühler Luft. Ich lases die Welt da draußen los und versinke in meinem Körper. Das grobe Gitter des Bänkchens trägt Gesäß, Oberschenkel und Rücken. Wenn ich die Beine etwas entspannter ablege, merke ich ein leichtes Kleben, Linde im Sommer. Steige nicht ein in den Gedanken, dass andere Arten vielleicht geeigneter sind als Parkbaum.

Ich spüre Atmung, einen Körper das sich entspannt, ein Herz, Blut, Verdauung und lasse auch das los. Das Ganze wird zu einem breiten Strom an wechselnden Eindrücken, die Abgrenzungen lösen sich auf. Die Aufmerksamkeit ruht bei der Atmung, ganz sanft, kaum was anderes als die auf der Haut streichelnde Luft. Zeit vergeht, verschwindet. Dasein.

Zeit vergeht, ich öffne die Augen, öffne das Buch, lese ein paar Zeilen, schließe es wieder. Langsam dringt ein ‘we-iger’ Duft ein. Der Duft von Männern die regelmäßig und viel Alkohol zu sich nehmen. JETZT habe ich die Freiheit. Wenn ich nicht bewerte, bleibt ein brüderliches Dasein. Ist dieser hauchdünne Duft nichts anderes als das vor zwei Tagen geschnittene Gras, die ‘Walderde’ hinter mir, das leicht staubige Parkweg, die Sonnencreme einer Dame die sich 50 Meter weiter in der Sonne badet? Es öffnet sich ein unermesslicher Ozean an Düften. Manche nehme ich als angenehm wahr, manche als unangenehm, viele als weder angenehm, noch unangenehm. Und all das darf unberührt Dasein. Tiefer und tiefer dringe ich ein in die Düfte. Langsam erzählen die Dufte der Männer ihre Geschichte. Alles was ich Fragen könnte, denken könnte, beantwortet sich über das Riechen.

Immer wieder habe ich erfahren, dass ‘nicht einsteigen in Vorstellungen und Urteile’ eine wagenweite Tür zur Wirklichkeit formt.

Ich sitze bis die Sonne langsam an mein Füße, an meinen Beinen hochkriecht und mich erhitzt. Stehe auf, laufe Richtung Stadt, habe noch etwas einzukaufen. “Schönes Wetter hää.” Ich wende mich zur Quelle dieser Worte. Schaue in die freundliche Augen einer der Männer, die die ganze Zeit neben mir gesessen haben. Und dann sagt er: “Habe ich speziell für dich bestellt.” >Der Mann ist Gott<, ist mein erster Gedanke. “Danke, das hast du gut gemacht.” Ich hebe meine Hand und grüsse die Beiden. Einige Schritte weiter denke ich; “Ich hätte auf ihn zugehen müssen, ihm die Hand geben.” Vorbei. Manchmal streift man Gott in unerwarteten Erscheinungen.

Auf dem Rückweg vom Einkaufen grüsst mich sein Freund. “Sie sind wieder da!” Er hat recht.